St. Nikolauskirche Winterhausen

Die Geschichte der St. Nikolauskirche

Kirche im DorfNach den neuesten baugeschichtlichen Forschungen wurde am heutigen Standpunkt, auf der Anhöhe über dem Altort, vor 1200 n.Chr. eine Nikolauskapelle im romanischen Stil erbaut. Wegen der günstigen Lage wurde die Nikolauskapelle als Wehrkirche ausgebaut, Reste des Wehrganges sind noch vorhanden. Die eigentliche Pfarrkirche von Winterhausen war zu dieser Zeit die Mauritiuskirche am Main. Da diese durch Hochwasser und Überfälle gefährdet war, wurde 1463 die Nikolauskapelle zur Pfarrkirche erhoben. Im Jahre 1497 erfolgte eine bauliche Erweiterung im gotischen Stil. Barocke Elemente kamen durch die große Renovierung von 1737/38 in die Kirche. Aber jede Generation hat an der Kirche gebaut und verändert.

Ortsgeschichte

Bereits 986 n.Chr. wurde die zu beiden Ufern des Mains gelegene Doppelsiedlung mit dem Namen „Ahusen“ erstmals erwähnt. Getrennt werden Winterhausen und Sommerhausen erst 1297 als Ahusen zu St. Nikolaus und Ahusen zu St. Bartholomäus erwähnt (nach den Schutzpatronen ihrer Kirchen). Da der Tag des heiligen Nikolaus im Winter (6. Dezember) und der des heiligen Bartholomäus im Sommer (24. August) gefeiert wurde, entwickelten sich daraus bald die Namen Winterhausen und Sommerhausen.

Winterhausen gehörte mit Sommerhausen zur Grafschaft Limpurg-Speckfeld. Da die Grafen protestantisch waren, wurde auch Winterhausen mit dem Augsburger Religionsfrieden 1555 endgültig evangelisch. Bereits 1543 hatte es hier den ersten evangelischen Pfarrer gegeben. Im Jahre 1815 wurde Winterhausen bayerisch.

Kleine Kirchenführung

Kirche InnenraumDas Langhaus ist asymmetrisch, da bei den Erweiterung in den Jahren 1463/97 nur die rechte und hintere Mauer versetzt wurden. Die alten Fundamente wurden bei der Renovierung von 1992/93 gefunden. Im vorderen Teil der linken Mauer sieht man den alten romanischen Türbogen zur Sakristei.


AltarDer spätgotische Schnitzaltar ist das Kleinod der Nikolauskirche. Er ist eines der schönsten Zeugnisse fränkischer Spätgotik und wird der Schule von Tilman Riemenschneider zugerechnet. Der Mittelteil aus dem Jahre 1497 zeigt eine Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes. Besonders beeindruckend ist der Jünger Johannes in seinem Schmerz. Das vermutlich etwas ältere Holzrelief in der Predella stellt die Einsetzung des Abendmahls dar. Das barocke Gehäuse mit Säulen, Arkanthusranken und oberem Aufsatz ist bei der Renovierung von 1737/38 entstanden. Bei einer weiteren umfassenden Renovierung wurde 1950 der Altar farblich wieder seinem Originalzustand angenähert.


KanzelDie Kanzel ist älteren Datums, aber Schalldeckel und Figuren an der Brüstung sind von 1896. Diese Figuren stellen die vier Evangelisten mit ihren Symbolen dar: Matthäus mit dem Engel, Markus mit dem Löwen, Lukas mit dem Stier und Johannes mit dem Adler.


BeichtstuhlDer Beichtstuhl im vorderen Bereich der rechten Mauer ist sicher eine Rarität in einer evangelischen Kirche. Aber immerhin gab es in Winterhausen noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Einzelbeichte. Der Beichtstuhl wurde 1731 vom Winterhäuser Bürger Martin Pfeiffer gestiftet. Die Ornamentbemalung aus dem Jahre 1961 zeigt Blumen der Winterhäuser Flur.


Die ursprünglich sehr kleinen Fenster rechts von der Kanzel wurden erst 1821 durch größere, zunächst mit einfachem Glas versehene Fenster ersetzt. Im Jahre 1890 wurden vom damaligen Pfarrer Bock und von Johann Adami farbige Fenster gestiftet. Das Fenster direkt neben der Kanzel zeigt österliche Motive, das an der rechten Wand stellt eine wohl eher seltene Kombination von Jesu Seepredigt und Kindersegnung dar.


TaufsteinDer Taufstein aus dem Jahre 1578 (siehe Steinmetzzeichen mit Jahreszahl) besitzt die Form eines Kelches mit achteckigem Schaft und Rundstabprofilen. Die Abdeckhaube mit Johannes dem Täufer stammt von 1896.


Die an der nördlichen Seite angebaute Sakristei gehört zur alten romanischen Bausubstanz und besitzt ein Tonnengewölbe. Die Sakristeitür ist mit schweren gotischen Riegelbändern versehen, die wohl noch aus dem 14. Jahrhundert stammen und als älteste schmiedeeiserne Arbeit unserer Gegend gelten. Eine Besonderheit ist der sog. Erdstall unter einer Falltür in der Sakristei. Er diente in unruhigen Zeiten zur Aufbewahrung wertvoller Kirchengeräte (zum Beispiel besetzten am 24. Dezember 1634 die katholischen Eibelstädter Winterhausen und nahmen Kelche und Kirchenschlüssel mit). Gerüchte über einen unterirdischen Gang vom Erdstall zum Rathaus hielten einer Überprüfung nicht stand.


GestühlDer ältere Teil des Gestühls stammt aus der Zeit um 1600 und ist in der damals typischen Blockbauweise mit einst verschließbaren Türen ausgeführt. Die neueren, vorderen Bankreihen von 1737/38 zeigen am oberen Abschluß der Seitenwangen geschweifte Doggen. Das Wandgestühl rechts für die Ratsherren (damals zugleich Kirchenvorsteher) geht ebenfalls auf die Zeit um 1600 zurück. Die Ornamentmalerei von 1961 entspricht der des Beichtstuhles.


Die Wände waren ursprünglich zumindest teilweise mit Fresken bemalt, sind aber 1821 überputzt worden. Im Jahr 1931 wurde zwei Figuren an der rechten Seitenwand wieder freigelegt. Das kleine Fresko zeigt einen Engel, das größere einen Heiligen mit Weihekreuz. An der linken Wand sieht man die Wappen der Grafen von Limpurg-Speckfeld sowie eine vom Winterhäuser Maler Rudolf Raab angefertigte Kopie des bekannten Lutherbildes von Lucas Cranach. Unter den Seitenemporen befinden sich 9 Bilder eines bäuerlichen Künstlers des 17. Jahrhunderts mit Heils- und Unheildarstellungen aus dem Alten Testament.


EmporeZunächst besaß die Kirche nur eine kleinere Empore im hinteren Teil. Im Jahr 1821 kam die linke und 1931 die rechte Empore neu hinzu. An der Brüstung befinden sich 37 barocke Ölbilder aus dem späten 17. Jahrhundert. Die Lebens- und Leidensgeschichte Jesu wird in 27 Bildern dargestellt, weitere 10 Bilder zeigen neun der Apostel und Jesus. Die Bilder wurden zuletzt 1992/93 restauriert.

Eine erste Orgel gab es bereits 1665. Sie wurde öfter umgebaut und erhielt 1737/38 ein barockes Aussehen. Im Jahre 1898 wurde von der Fa. Steinmeyer eine völlig neue Orgel in das alte Gehäuse eingebaut. An der Vorderfront sieht man das Winterhäuser Wappen mit Halbmond und Weintraube.


Kirche RenoviertAm Kirchturm sind wie am Langhaus zwei Bauphasen zu erkennen: Die drei unteren Geschosse des Turmes sind romanisch und stammen aus der Zeit der Kapelle. Im Jahre 1573 wurden zwei weitere Geschosse und das Helmdach im Renaissancestil aufgesetzt. Auf einer alten Glocke von 1737 stand: „In Winterhausen wächst der Wein durch Gottes Gnad bei Mondenschein.“ Die Glocken wurden jeweils in den Weltkriegen eingeschmolzen. Die jetzigen vier Bronzeglocken sind aus dem Jahre 1955.


VorhofDer Vorhof der ehemaligen Wehrkirche ist mit einer 3,5 Meter hohen Mauer umgeben, die früher einen überdachten, hölzernen Wehrgang trug. Tritt man aus dem Haupteingang der Kirche heraus, so fällt halbrechts eine Ölberggruppe aus der Mitte des 15. Jahrhunderts ins Auge. Sie ist eine der ältesten Ölberggruppen in Mainfranken.


Weitere Informationen

Weitere Informationen zur Kirche (allerdings auf dem Forschungsstand von vor 25 Jahren) findet man in der Festschrift zur 500-Jahr-Feier der St.-Nikolaus-Kirche, die für 5 Euro erhältlich ist.